Geschichten für reife Gemüter

Zwar erzählen sich auch Jugendliche oder Erwachsene ständig alle möglichen erlebten oder gehörten Erlebnisse, aber sich über längere Zeit von einem Erzähler oder einer Erzählerin von Alltagssorgen entlasten und in fremde und phantastische Welten entführen zu lassen, erscheint eher ungewöhnlich. Um einen Ausgleich zum täglichen Einerlei zu bieten, werden dem breiten Publikum Romane, Kino oder Fernsehen angeboten. Diese Aufgabe erfüllten in vergangenen Zeiten die professionellen Erzähler.

Aber auch wo sich heute Menschen verschiedenen Alters zusammenfinden, um Erzählungen zu lauschen, faszinieren die bescheidenen Mittel von Stimme und Geste ein an die medialen Unterhaltungen gewohntes Publikum. Es sind nun die Zuhörenden selbst, die sich von Stimme und Gesten angeregt ihre eigenen inneren Bilder erzeugen. Oft auch hören sich Erwachsene begeistert Erzählungen an, die für Kinder gedacht sind.
Inzwischen werden aber auch wieder Auftritte von Berufserzählern in Theatern und sozialen Treffpunkten angeboten, die ihr kleines, aber engagiertes Publikum finden.

Sie weinen und sie klagen

Als Moha­med die ver­bo­te­ne Tür öff­net, wird er zum Prinz­ge­mahl der Köni­gin im Reich der Frau­en. Was wird er erst erle­ben, wenn er auch dort eine ver­bo­te­ne Tür öff­net? Und schon sitzt er wie­der im Haus der Alten, die den gan­zen Tag nur jam­mer­ten und klagten.

Die anhänglichen Pantoffeln

Weil sie gar so gut ankom­men, trägt Herr Mei­er sei­ne edlen Pan­tof­feln Tag für Tag, bis jeder in unse­rem Vier­tel den komi­schen Kerl kennt, der bei Wind und Wet­ter, Regen und Sturm nur in sei­nen Schlap­pen her­um­lief. Kein Wun­der, dass er sie bald schwe­ren Her­zens ent­sor­gen muss. Aber das war leich­ter gesagt als getan, erst wer­den sie ihm von den Nach­barn wie­der ins Haus gebracht. Dar­um ver­sucht er sie dort los­zu­wer­den, wo ihn bestimmt nie­mand kennt, aber von wegen! Auf den selt­sams­ten Wegen fin­den sie doch wie­der zu ihrem Besit­zer zurück, als ob sie an ihm kle­ben wür­den. Aber auch die­se schier end­lo­se Geschich­te fin­det schließ­lich noch ein über­ra­schen­des Ende. 

Die Geschichte vom Zauberer und vom Garkoch

Ein Zau­be­rer macht einen ein­fa­chen Gar­koch zum Gelieb­ten der Toch­ter des Kali­fen Harun-al-Rach­id. Als es ent­deckt wird, befiehlt der hohe Herr Gar­koch und Zau­be­rer dem Hen­ker zu über­ge­ben. Die Neu­gier aber treibt ihn vor­her noch zu erfah­ren, wie der Zau­be­rer den jun­gen Mann in den Palast schmug­gel­te. Als Pro­be sei­ner Kunst bit­tet der Zau­be­rer den Beherr­scher der Gläu­bi­gen in eine Schüs­sel zu stei­gen, wo er wah­re Wun­der erle­ben wer­de. Der miss­traui­sche Kalif schickt erst ein­mal sei­nen Wesir vor, doch als ihm der ver­si­chert, Erstaun­li­ches erlebt zu haben, wagt auch er den Sprung in die Schüs­sel. Was er dabei erfährt, besänf­tigt ihn und er stimmt der unglei­chen Ver­bin­dung zu.

Die Geschichte vom Mann, der einen Traum träumte

Wie arm­se­lig ver­lie­fe das Leben Jus­sufs, des Fischers, wür­de er nicht Nacht für Nacht als rei­cher Mann durch die Gär­ten des Traums wan­dern. Dort begeg­net er eines Nachts dem Mäd­chen Traum, das am Ende zu einem Men­schen aus Fleisch und Blut wird, wäh­rend er sich in ein Traum­we­sen verwandelt.

Der Tagdieb und der Nachtdieb

Zwei Die­be sind mit der glei­chen Frau ver­hei­ra­tet, ohne dass die Bei­den das wuss­ten. Als sie es ent­de­cken, will sie den als recht­mä­ßi­gen Ehe­mann behal­ten, der sich als der geschick­te­re Dieb erweist. Zwei Mal zie­hen die bei­den los, um ihre unnach­ahm­li­che Kunst zu zei­gen. Aber es endet anders, als sie dachten. 

Die Reise ins Paradies

Ein gött­li­cher Ele­fant ver­spricht dem Tem­pel­die­ner Gau­ba, ihn ins Para­dies mit­zu­neh­men. Und er wäre wohl auch mit sei­ner Frau, sei­nen Ver­wand­ten und sei­nem gelieb­ten Äff­chen ins Para­dies gekom­men, hät­te er sei­ner Frau nicht zei­gen müs­sen, wie groß dort die Melo­nen sind. Nur die­ses Äff­chen gelang­te in Para­dies, und wenn man ihm glau­ben darf, lebt sich’s dort gar nicht so paradiesisch.

Die Geschichte von Abu Kassem und seinen Pantoffeln

Jeder in Bag­dad kann­te den rei­chen Geiz­hals, der zu gei­zig war, sich neu­es Schuh­werk zu leis­ten und immer noch einen Fli­cken auf sei­ne abge­nutz­ten Pan­tof­feln set­zen ließ. Als ihm ein Freund die Schu­he ver­tauscht, nimmt das Unglück sei­nen Lauf: Die Pan­tof­feln, die jeder kennt, rich­ten ein Unheil nach dem andern an, und Abus Kas­sem muss dafür haften. 

Die Geschichte von Abu Disa, der auch Usfur, der Spatz genannt wurde, und seiner Frau Scharada, der Heuschrecke

Scha­ra­da zwingt den Faul­pelz einen Wahr­sa­ger zu spie­len, und sie­he da, schier aus Ver­se­hen trifft er immer mit­ten ins Schwar­ze, wird schließ­lich gar zum Hof­wahr­sa­ger des Sul­tans ernannt. Aber was ist, wenn er sich dem­nächst ver­tut? Die Frau ver­rät ihm, wie er den ver­hass­ten Job ganz bestimmt wie­der los­wird. Aber das ist dann doch nicht so ein­fach, wie es sich dachte.