Eine Samm­lung von Geschich­ten für das freie „münd­li­che“ Erzählen.

Kin­dern Geschich­ten zu erzäh­len, wird zwar ger­ne und über­all emp­foh­len, tat­säch­lich tun das aber nur weni­ge Eltern, Erzie­he­rIn­nen oder LehrerInnen.

Erzäh­len kennt vie­le Anläs­se und The­men, die auf das Inter­es­se von Kin­dern sto­ßen: Erleb­nis­se, Erin­ne­run­gen an die eige­ne Kind­heit, Phan­ta­sie­sto­rys oder Träu­me, die man ohne lang nach­zu­den­ken prä­sen­tie­ren kann. Beim spon­ta­nen Erfin­den fällt es jedoch oft schwer, die „Poin­te“ oder über­haupt einen über­zeu­gen­den Schluss zu fin­den. Und in jedem Fall erfor­dert es eini­ge Vor­be­rei­tung. Das hält dann davon ab, sich mit dem Erzäh­len zu ver­su­chen. Will man eine „gute“ Geschich­te erzäh­len, ist es hilf­reich, auf erprob­te Vor­la­gen zurückzugreifen.

Das Erzähl­ka­bi­nett ent­hält vor allem Geschich­ten, die sich beim frei­en Erzäh­len für Kin­der bewährt haben und in etwa so erzählt wer­den kön­nen, wie sie sich auf­ge­schrie­ben finden.

Alle Geschich­ten ste­hen für den Gebrauch in Eltern­häu­sern, Kin­der­gär­ten oder Schu­len zur frei­en Ver­fü­gung. Jede Art von Ver­öf­fent­li­chung erfor­dert jedoch die Zustim­mung der Verfasser.

Die Rubrik „Über das Erzäh­len“ bringt dar­über hin­aus Infor­ma­tio­nen zu his­to­ri­schen Erzähl­kul­tu­ren, zur Struk­tur und der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wei­se des Erzäh­lens, zu über­lie­fer­ten Mär­chen und zur Bedeu­tung des Erzäh­lens vor Kindern.

Was Erzählen bedeutet

Kin­der im Alter von etwa vier bis zehn Jah­ren lie­ben Geschich­ten, ent­wi­ckeln ihre Phan­ta­sie an Geschich­ten, holen sich aller­hand „Welt­wis­sen“ aus Geschich­ten und las­sen sich dazu anre­gen, sich selbst Geschich­ten aus­zu­den­ken. Sie sind im bes­ten „Erzähl­al­ter“.

Erzäh­len ist anders als Vor­le­sen. Wer erzählt, behält die Zuhö­ren­den im Blick und berück­sich­tigt beim Erzäh­len ihre Reak­tio­nen, stum­me Ges­ten wie kur­ze Aus­ru­fe. Auch wenn nur der Erzäh­len­de spricht, bleibt er oder sie in Zwie­spra­che mit dem Publi­kum. Dar­um fällt die glei­che Geschich­te vor ande­ren Hörern und in ande­rer Situa­ti­on immer wie­der etwas anders aus. Ob sie sich zu Wort mel­den oder stumm lau­schen, die Zuhö­rer­schaft ist immer an der Gestal­tung der Geschich­te beteiligt.

Wer erzählt, bie­tet mehr als Spra­che, illus­triert sei­ne Geschich­te mit Ges­ten und Kör­per­aus­druck, die von gewief­ten Erzäh­le­rIn­nen zu kunst­vol­len Mit­tei­lun­gen gestei­gert wer­den kön­nen und in der Vor­stel­lung der Zuhö­ren­den leben­de Bil­der her­vor­ru­fen. Jede Erzäh­lung ist aus Stim­me und Ges­ten gewebt. Dar­in unter­schei­det sich Erzäh­len vom Lesen und Vorlesen.

Mehr über das Erzählen

Zur Auswahl geeigneter Geschichten

Erzäh­len soll­te man nur, was einen selbst begeis­tert und bewegt. Geschich­ten mögen noch so gut geschrie­ben sein oder als „päd­ago­gisch wert­voll“ erklärt wer­den, wenn sie einem nicht unter die Haut gehen, soll­te man sie bes­ser bei­sei­te las­sen. Da die Sei­te zahl­rei­che, nach The­ma, Hel­den, Hand­lungs­wei­sen und Hin­ter­grün­den unter­schied­li­che Geschich­ten bie­tet, haben die Nut­zer gute Chan­cen, pas­sen­de Vor­la­gen zu fin­den. Die Aus­wahl wird unter­stützt durch Anga­ben zu den Alters­grup­pen, deren Auf­fas­sung sie ent­spre­chen. Eine Rei­he von Geschich­ten eig­net sich auch für den Vor­trag vor „rei­fe­ren Gemütern“.

Alle Geschich­ten die­ser Web­sei­te eig­nen sich für frei­es Erzäh­len, sie wur­den immer wie­der vor Kin­der­grup­pen und Schul­klas­sen erzählt. Die Tex­te aber kön­nen und wol­len nichts wei­ter sein als Vor­la­gen. Sie müs­sen für die Erzäh­len­den zu ihrer eige­nen Geschich­te wer­den und dür­fen dafür nach Vor­lie­ben und Erfah­run­gen umge­formt und aus­ge­stal­tet wer­den. Wer erzählt, ist immer auch der Autor der Erzählung.

Eine Rei­he von Geschich­ten des Erzähl­ka­bi­netts sind nicht als durch­ge­hen­de Lese­tex­te, son­dern eher wie eine Art Dreh­buch ange­legt: Pas­sa­gen, die erzäh­lend wie­der­zu­ge­ben sind, erschei­nen im Nor­mal­satz, for­mel­haf­te Wie­der­ho­lun­gen, die sich zum Mit­spre­chen der Zuhö­ren­den anbie­ten, sind fett gesetzt. Anre­den und Auf­for­de­run­gen an die Zuhö­ren­den sowie stich­wort­ar­ti­ge Vor­schlä­ge zur Erwei­te­rung der Erzäh­lung erschei­nen ein­ge­rückt, Hin­wei­se zum Erzäh­len ein­ge­rückt und kur­siv. Am Ende vie­ler Tex­te fol­gen farb­lich unter­leg­te Anmer­kun­gen zur Her­kunft der Geschich­te, zur ges­ti­schen Dar­stel­lung und zur Betei­li­gung des Publikums.

Wie finde ich eine Geschichte im Erzählkabinett?

Das kann auf ver­schie­de­nen Wegen geschehen:

  • Beim Ankli­cken der Rubrik „Alle Geschich­ten“ erschei­nen die Titel und kur­ze Beschrei­bun­gen zu sämt­li­chen Tex­te der Samm­lung in unge­ord­ne­ter und zufäl­li­ger Rei­he­fol­ge. Man kann dar­in stö­bern und sich von Titeln oder Kurz­in­fos anspre­chen las­sen. Kli­cken auf den Titel ruft dann den Text der Erzäh­lung auf.
  • Klickt man auf die Rubri­ken The­ma, For­mat oder Alters­grup­pe, erschei­nen Kate­go­rien zu Zusam­men­stel­lun­gen von Geschich­ten zu dem jewei­li­gen Gesichtspunkt.
  • The­ma­tisch kann man Geschich­ten aus­wäh­len, die von Din­gen, Tie­ren, Leu­ten oder einem gewis­sen Herrn Mei­er erzäh­len, bezie­hungs­wei­se deren Vor­la­gen über­kom­me­ne Mär­chen oder Erzäh­lun­gen aus dem Ori­ent lieferten.
  • Das For­mat erlaubt lan­ge Geschich­ten abzu­gren­zen von sol­chen, die sich beson­ders zum Mit­er­zäh­len, zum Vor­le­sen oder zur sprach­li­chen Anre­gung anbieten.
  • Die Alters­grup­pen unter­schei­den zwi­schen Erzäh­lun­gen, die sich vor allem zum Vor­tra­gen vor Kin­dern im Alter von 2–4 Jah­ren, von 4–7 Jah­ren, von 7–10 Jah­ren oder auch vor rei­fen Gemü­tern eignen.

 

Mehr zur Suche nach einer erzähl­ba­ren Geschichte

Wie die Textvorlage zu einer Erzählung wird

Um sie frei zu erzäh­len, muss die Vor­la­ge sicher ein­ge­prägt und dem eige­nen Aus­druck ange­passt wer­den. Nach einer bewähr­ten Faust­re­gel kann das in vier Schrit­ten geschehen:

  • Den Text mehr­mals laut lesen (oder auch Zuhö­rern vor­le­sen), dann beiseitelegen
  • Die Hand­lungs­fol­ge „memo­rie­ren“ ent­we­der als Fol­ge von inne­ren Bil­dern („einen inne­ren Film“ bil­den) oder als Serie von Stich­wor­ten (die man notie­ren kann).
  • Zu den ent­schei­den­den Hand­lun­gen brauch­ba­re Ges­ten und Spiel­wei­sen suchen und ein­üben (even­tu­ell vor einem Spie­gel oder einem wil­li­gen Zuhörenden)
  • Sich fest­ste­hen­de sprach­li­che Wen­dun­gen („For­meln“) und wich­ti­ge Dia­lo­ge ein­prä­gen, um sie ohne Nach­den­ken wie­der­ge­ben zu kön­nen. Dazu wird nun der abge­leg­te Text noch ein­mal ange­se­hen und die ent­spre­chen­den Pas­sa­gen aus­wen­dig gelernt.

Mehr über die Bear­bei­tung der Vorlage