In einer von tausend Nächten – Geschichten aus dem Orient

Seit dem Siegeszug von 1001 Nacht in Europa galt der Orient als Heimstatt phantasievollen Fabulierens. Dabei denkt man vor allem an die Berufserzähler, die auf Märkten und in Kaffeehäusern ein ausschließlich männliches Publikum unterhielten und die man in ihrer Funktion für das Publikum durchaus mit den Unterhaltungssendungen unerer Medien vergleichen kann. Wenig bekannt ist, dass in diesen Ländern erfahrene Erzählerinnen in Haushalten und Harems vor Frauen und Kinder erzählten und dabei eine ebenbürtige Erzählkunst entwickelten.

Wie die folgenden Kostproben zeigen, begeistern der Einfallsreichtum und die überraschenden Winkelzüge orientalischer Erzählungen auch ein an mediale Unterhaltungsangebote gewöhntes Publikum.

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Erzähler und Erzählen im Orient
Schehrezade und ihre Schwestern

Sie weinen und sie klagen

Als Moha­med die ver­bo­te­ne Tür öff­net, wird er zum Prinz­ge­mahl der Köni­gin im Reich der Frau­en. Was wird er erst erle­ben, wenn er auch dort eine ver­bo­te­ne Tür öff­net? Und schon sitzt er wie­der im Haus der Alten, die den gan­zen Tag nur jam­mer­ten und klagten.

Die Geschichte vom Zauberer und vom Garkoch

Ein Zau­be­rer macht einen ein­fa­chen Gar­koch zum Gelieb­ten der Toch­ter des Kali­fen Harun-al-Rach­id. Als es ent­deckt wird, befiehlt der hohe Herr Gar­koch und Zau­be­rer dem Hen­ker zu über­ge­ben. Die Neu­gier aber treibt ihn vor­her noch zu erfah­ren, wie der Zau­be­rer den jun­gen Mann in den Palast schmug­gel­te. Als Pro­be sei­ner Kunst bit­tet der Zau­be­rer den Beherr­scher der Gläu­bi­gen in eine Schüs­sel zu stei­gen, wo er wah­re Wun­der erle­ben wer­de. Der miss­traui­sche Kalif schickt erst ein­mal sei­nen Wesir vor, doch als ihm der ver­si­chert, Erstaun­li­ches erlebt zu haben, wagt auch er den Sprung in die Schüs­sel. Was er dabei erfährt, besänf­tigt ihn und er stimmt der unglei­chen Ver­bin­dung zu.

Die Geschichte vom Mann, der einen Traum träumte

Wie arm­se­lig ver­lie­fe das Leben Jus­sufs, des Fischers, wür­de er nicht Nacht für Nacht als rei­cher Mann durch die Gär­ten des Traums wan­dern. Dort begeg­net er eines Nachts dem Mäd­chen Traum, das am Ende zu einem Men­schen aus Fleisch und Blut wird, wäh­rend er sich in ein Traum­we­sen verwandelt.

Der Tagdieb und der Nachtdieb

Zwei Die­be sind mit der glei­chen Frau ver­hei­ra­tet, ohne dass die Bei­den das wuss­ten. Als sie es ent­de­cken, will sie den als recht­mä­ßi­gen Ehe­mann behal­ten, der sich als der geschick­te­re Dieb erweist. Zwei Mal zie­hen die bei­den los, um ihre unnach­ahm­li­che Kunst zu zei­gen. Aber es endet anders, als sie dachten. 

Die Geschichte von Abu Kassem und seinen Pantoffeln

Jeder in Bag­dad kann­te den rei­chen Geiz­hals, der zu gei­zig war, sich neu­es Schuh­werk zu leis­ten und immer noch einen Fli­cken auf sei­ne abge­nutz­ten Pan­tof­feln set­zen ließ. Als ihm ein Freund die Schu­he ver­tauscht, nimmt das Unglück sei­nen Lauf: Die Pan­tof­feln, die jeder kennt, rich­ten ein Unheil nach dem andern an, und Abus Kas­sem muss dafür haften. 

Die Geschichte von Abu Disa, der auch Usfur, der Spatz genannt wurde, und seiner Frau Scharada, der Heuschrecke

Scha­ra­da zwingt den Faul­pelz einen Wahr­sa­ger zu spie­len, und sie­he da, schier aus Ver­se­hen trifft er immer mit­ten ins Schwar­ze, wird schließ­lich gar zum Hof­wahr­sa­ger des Sul­tans ernannt. Aber was ist, wenn er sich dem­nächst ver­tut? Die Frau ver­rät ihm, wie er den ver­hass­ten Job ganz bestimmt wie­der los­wird. Aber das ist dann doch nicht so ein­fach, wie es sich dachte.