Wisst ihr, was das bedeutet, wenn dir jemand sagt: Bei dir piept’s! Damit meint der so viel wie: Du hast ja nicht alle Tassen im Schrank. Oder auch: Du tickst ja wohl nicht richtig. Oder vielleicht sogar: Mein Lieber, ich fürchte, du bist verrückt.
So meinte ich das auch, als ich zu unserem Nachbarn sagte: „Von wegen! Ich fürchte, bei Ihnen piept es ganz gewaltig.“ Aber damit lag ich völlig verkehrt, bei dem hatte es nämlich tatsächlich gepiept, nicht in seinem Kopf, sondern in seiner Wohnung, und an den Plätzen, an denen man das nicht für möglich halten würde.
Alles fing damit an, dass er eines Morgens am Markt von einer Bäuerin eine Schachtel Eier kaufte. Mein Nachbar ist so einer, der immer alles ganz genau wissen möchte, deswegen fragte er die gute Frau erst einmal, ob diese Eier auch von frei laufenden Hühnern stammen und ob sie wirklich ganz frisch seien.
„Kann ich garantieren,“ meinte die gute Frau. „Ich hab sie doch erst heute morgen aus dem Nest geholt.“ Und zum Beweis klappte sie die Schachtel auf und zeigte ihm die Eier, an denen noch halbe Federn aus dem Legenest klebten: Fünf schöne große Eier, nur das sechste war etwas klein geraten.
Mein Nachbar zeigte auf das kleine Ei: „Für den Winzling müssen Sie mir aber den Preis nachlassen!“
Na schön, die Bäuerin schenkte ihm sogar das kleine Ei, er zahlte, packte die Eier in die Tasche und ging.
Es war ja schon erstaunlich, dass er einkaufen ging, das macht ja sonst nur seine Frau, aber da sie ja gerade verreist war, blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst dafür zu sorgen, dass er etwas auf dem Tisch hatte. An diesem Morgen hatte er beschlossen, sich zum Mittagessen Spiegeleier zu braten, aber weil es viel zu früh für das Mittagessen war, packte er die Eierschachtel zu Hause erst einmal in den Kühlschrank.
So, und jetzt müsst ihr euch in die Lage dieser Eier versetzen. Die lagen ja bis zum frühen Morgen noch gemütlich im Legenest, kuschelten sich aneinander und träumten davon, dass sie einmal Küken werden würden. Auch als die Bäuerin in den Hühnerstall kam, sie aus dem Nest holte und in eine Eierschachtel packte, merkten sie davon nichts, sie träumten einfach weiter. Sie träumten auch weiter, als die Bäuerin sie auf dem Markt verkaufte und sie mein Nachbar in den Kühlschrank schob. Sie träumten weiter, dass sie einmal Küken werden würden.
Doch dann drang die Kälte des Kühlschranks durch die Eierschachtel und bald war es vorbei mit dem Kuscheln und Träumen. Das erste Ei wachte auf und schlotterte. Es stieß seinen Nachbarn an. „Du, frierst du auch so?“
„Und wie!“ zitterte das zweite Ei.
Da wachte auch das dritte Ei auf und schimpfte: „Könnt ihr nicht den Mund halten! Man kann ja nicht träumen bei dem Krach.“ Aber dann begann es auch gleich vor Kälte zu schlottern.
Da heulte auch schon das vierte Ei los: „Mir ist so kalt! Warum ist mir so kalt?“
„Wird es vielleicht schon wieder Winter?“ fragte das fünfte Ei.
„Oje, oje“, stöhnte da das sechste Ei, das zwar das kleinste, aber auch das schlaueste war. „Ich weiß, warum wir frieren.“
„Wieso denn? Wieso denn?“ riefen die übrigen Eier.
„Wir sitzen im Kühlschrank.“
„Im Kühlschrank? Unsinn. Wir haben doch immer im warmen Nest gelegen.“
„Ach, steht ihr denn auf der Leitung?“ rief das sechste Ei. „Wir sind verkauft worden und was glaubt ihr, was die mit uns vorhaben? Sie wollen uns in die Pfanne hauen!“
Da wurden die Eier kalkweiß vor Schreck. „Das dürfen sie uns doch nicht antun,“ jammerten sie. „Wo wir doch Küken werden wollen. So eine Gemeinheit!“
„Hört auf zu jammern! Das nutzt nichts!“ erklärte das sechste Ei. „Wenn wir Küken werden wollen, dürfen wir nicht länger träumen. Vielleicht haben wir Glück, entwischen ihnen und können doch noch Küken werden.“
Ja, aber wie sollen sechs Eier aus einem Kühlschrank entwischen? Das wussten sie auch nicht, aber sie beschlossen, nicht länger zu träumen, sondern hellwach zu bleiben.
Es dauerte nicht lange, da griff mein Nachbar in den Kühlschrank, holte die Eierschachtel heraus und stellte sie auf den Küchentisch. Dann griff er nach der Bratpfanne, zündete einen Brenner an, setzte die Pfanne auf den Brenner und goss einen Schuss Öl in die Pfanne. Das Öl zischte und bewies den sechs Eiern in der Schachtel, was auf sie wartete.
Darum rief jetzt das sechste Ei: „Jetzt oder nie!“ Und es begann an seinem Platz in der Schachtel hin und her zu ruckeln.
Könnt ihr euch denken, was es damit bezweckte?
Na klar, mit dem Ruckeln versuchte es die Eierschachtel in Bewegung zu setzen. Aber allein war es dazu viel zu schwach. „Los, macht alle mit!“ Und nun ruckelten die sechs gleichzeitig auf das Kommando des sechsten Eis. „Hauruck! Hauruck! Hauruck!“
Und tatsächlich, die Schachtel begann Stückchen um Stückchen über den Tisch zu rutschen. Und noch einmal: „Hauruck!“ Und noch mal: „Hauruck! Hauruck! Hauruck!“ Damit hatten sie die Schachtel bis an den Rand des Küchentisches bugsiert. Noch ein kleiner Ruck und sie kippte über die Tischkante.
O Gott, werdet ihr denken, wenn die über die Tischkante auf den Boden klatschen, da bleibt von ihnen nichts als eine Pfütze Eiermatsche. Abwarten! Dazu muss ich euch nämlich erst noch etwas von meinem Nachbarn berichten. Ich sagte ja schon, dass seine Frau verreist war und er gerade ganz allein in der Wohnung hauste. Seine Frau ist so eine ganz Ordentliche, die kann das nicht ab, wenn zum Beispiel mal etwas auf einem Stuhl herumliegt oder gar auf dem Fußboden. Wehe, wenn unser Nachbar irgendwas liegen lässt, ohne es gleich dorthin zurückzulegen, wo es hingehört. Dann kriegt er gleich zu hören: „Glaubst du vielleicht, das macht mir Spaß, deinen Mist wegzuräumen?“ Und damit er das nicht hören muss, räumt er lieber alles gleich selber auf.
Wenn sie dann allerdings mal nicht zu Hause ist, dann genießt es der gute Mann umso mehr, alles dort aus der Hand fallen zu lassen, wo er gerade geht und steht. Ich hatte ihn nämlich grad am Tag zuvor besucht.
Was glaubt ihr, was er mir da erklärt hat? „Ist doch viel praktischer als die Sachen ständig in Schubladen wegzupacken! So muss ich nicht lang suchen, ich sehe doch immer gleich, wo sie liegen.“
Für die sechs Eier war das ein Riesenglück. Hätte der Mann nämlich Ordnung gehalten, wären sie von der Tischkante glatt auf den Steinboden geknallt. Und was wäre aus ihnen geworden? Eiermatsche! Aber heute früh hatte er sich einen Sessel aus dem Wohnzimmer in die Küche geschoben, um es am Frühstücktisch richtig bequem zu haben. Und schließlich hatte er sogar seinen Kaffee geschlürft, indem er seine Beine auf den Tisch legte. Und natürlich hatte er den Sessel nicht ins Wohnzimmer zurückgeschoben, schließlich wollte er doch am nächsten Morgen auch wieder so bequem frühstücken. Darum landete die Eierschachtel auf dem weichen Polster und die sechs Eier blieben ganz.
Aber sie wollten auch nicht auf dem weichen Polster abwarten, bis sie mein Nachbar in die Pfanne haute. Deshalb ruckelten sie gleich weiter, diesmal in die Gegenrichtung. Hauruck! Hauruck! Hauruck! Und wieder hatten sie ein Riesenglück. Wäre seine Frau da gewesen, wären sie auf die harten Küchenfliesen gefallen.Und was wäre aus ihnen geworden? Eiermatsche! Aber ich sagte euch ja, solange er allein war, genoss es mein Nachbar, nach Lust und Laune herumzuschlampen. Und zum Glück für die Sechs lag ein alter Pullover vor dem Sessel, in den der Kerl heute früh seine Kaffeekanne gewickelt hatte, um den Kaffee warm zu halten. Sie landeten wohlbehalten auf dem Fußboden und erst recht konnten sie von Glück reden, dass die Schachtel auf dem Pullover aufsprang, die sechs Eier aus der Schachtel fielen und nach allen Seiten über den Boden davonrollten.
Als mein Nachbar die Hand nach den Eiern auf dem Tisch ausstreckte, um die Eier am Rand der Pfanne aufzuschlagen und in die heiße Pfanne zu hauen, da waren sie weg. Ihr könnt euch denken, dass er ziemlich verwirrt dreinschaute.
Wo war nur die Eierschachtel geblieben? Er hatte sie doch eben erst auf den Tisch gestellt.
War sie vielleicht auf den Sessel gefallen? Nein, auf dem Sessel lag keine Eierschachtel.
War sie gar auf den Boden gefallen und lag unter den Tisch? Er schaute unter den Tisch, und tatsächlich, da lag die Eierschachtel auf dem alten Pullover, aber ohne Eier.
Wo waren nur die Eier hingekommen? Der gute Mann suchte den Fußboden ab, er suchte unterm Sofa, unterm Gasherd, unterm Kühlschrank. Schließlich rutschte er sogar auf dem Bauch über den Boden, um unter dem Küchenschrank nachzusehen. Umsonst: Von den Eiern keine Spur! Was sollte er machen? Er hatte Hunger, holte schnell eine Bratwurst aus dem Kühlschrank und warf sie in die Pfanne, in der das heiße Öl darauf wartete, etwas zu braten.
Aber was war denn aus den sechs Eiern geworden? Ich sagte euch ja, dass sie davon träumten, Küken zu werden. Und was braucht es, damit aus einem Ei ein Küken schlüpft? Ein warmes Plätzchen. Das bietet ihnen die Mutterhenne, indem sie sich so lange auf die Eier setzt, bis die Küken schlüpfen. Aber es geht eben auch ohne die Henne, wenn die Eier nur ein warmes Plätzchen haben. Und darum hatte sich jedes der sechs Eier ein Plätzchen gesucht, wo es gemütlich warm war. Auch dabei hatten sie wieder ein Riesenglück, denn sie hätten keine warmen Plätzchen gefunden, wenn mein Nachbar in diesen Tagen nicht alles kurzerhand auf den Fußboden geworfen und dort liegen gelassen hätte.
Das erste Ei rollte und rollte und rollte bis ins Schlafzimmer. Dort hatte der Kerl am Tag zuvor in einer Schublade nach einem Paar rot und blau gekringelter Socken gesucht, und weil er sie nicht gleich finden konnte, hatte er die Schublade kurzerhand auf dem Boden ausgekippt. Das Ei musste nur in den Haufen hineinrollen und hatte es zwischen den weichen Wollsocken gemütlich warm.
Das zweite Ei rollte und rollte und war schließlich hinter dem ersten her ins Schlafzimmer gerollt. Dort hatte der gute Mann den Nähkasten der Frau abgestellt, aber weil er am Morgen darüber gestolpert war, lagen Faden und Wollreste umgekippt auf dem Boden. Das zweite Ei konnte bequem hineinrollen und sich zwischen den Wollresten warm halten.
Das dritte Ei rollte und rollte und geriet schließlich ins Badezimmer. Und was, glaubt ihr, flog auf dem Badezimmerboden herum? Ein Beutel Watte und der kam dem Ei gerade recht: In der flauschigen Watte war es wunderbar warm.
Das vierte Ei rollte und rollte, aber es war leider auch ein bisschen faul und dachte: Wozu lange herumirren? Es kehrte um, schlüpfte in einen Ärmel des alten Pullovers, auf den die Eierschachtel gefallen war. Der war aus dicker Wolle gestrickt und hielt auch gemütlich warm.
Das fünfte Ei rollte einmal hin, dann rollte es gleich wieder zurück, es wusste einfach nicht recht, wohin es rollen sollte. Bis es in einer Ecke der Küche ein Knäuel gebrauchter Wischtücher entdeckte, die der gute Mann in die Ecke geworfen hatte. Das fünfte Ei kuschelte sich zwischen die Küchentücher. Der Schmutz machte ihm nichts aus, Hauptsache, es war gemütlich warm.
Das sechste Ei, das das Kleinste, aber auch das schlauste war, rollte und rollte auf der Suche nach einem warmen Plätzchen durch den Hausflur.
Dort hatte mein Nachbar beim Heimkommen seinen Pelzmantel auf den Garderobehaken geworfen, aber der war gleich wieder vom Haken gerutscht und lag am Boden. Das sechste Ei rollte in die Manteltasche und auch dort im Pelz war es gemütlich warm.
Da saßen sie nun allesamt im Warmen und warteten. Ich sagte ja schon, was passiert, wenn Eier schön im Warmen gehalten werden? Das dauert zwar seine Zeit, aber dann schlüpft aus jedem Ei ein Küken aus.
Wieder hatten die sechs Eier riesiges Glück. Wäre seine Frau nämlich schon am nächsten oder übernächsten Tag nach Hause gekommen, dann hätte mein Nachbar vorher alles aufgeräumt, dabei hätte er bestimmt die Eier in ihren Verstecken entdeckt. Aber die Frau blieb noch drei Wochen verreist und deshalb hatten die sechs Eier genug Zeit, in ihren kuschelig warmen Verstecken aus dem Ei zu schlüpfen.
Und jetzt stellt euch vor, was meinem Nachbarn eines Morgens passierte! Da steigt er doch ahnungslos aus dem Bett, will seine Socken anziehen und bemerkt, dass eine Socke ein Loch an den Zehen hat! Er denkt sich: „Besser, ich zieh mir ein Paar frische Socken an.“ Er greift in den Haufen Socken in der Ecke.
Was glaubt ihr, hört er da? Piep, piep.
Seine Hand war schneller wieder aus dem Haufen draußen, als sie reingelangt hatte.
„Seltsam, seltsam,“ sagt er sich. Soll er noch einmal zwischen die piependen Socken greifen? Nein, lieber nicht! Das Loch im Socken kann er ja auch kurz stopfen. Also greift er nach dem umgekippten Nähkasten, um Nadel und Wollfaden zu suchen.
Und was hört er? Piep, piep. O Gott, da piept’s ja auch!
„Was soll’s?“ denkt er, sobald er die Schuhe anhat, sieht doch keiner, dass er löchrige Socken anhat. Er zieht den löchrigen Socken über den Fuß und geht ins Badezimmer, um sich zu rasieren. Aber in Gedanken ist er noch immer bei dem komischen Gepiepe in seinem Schlafzimmer, er passt nicht auf und schneidet sich in die Backe. Wo steckt nur wieder der Wattebausch? Er findet ihn am Boden, greift hinein, um sich mit der Watte das Blut abzuwischen.
Und was hört er? Piep, piep.
Das war dann doch zu viel für ihn! Mit blutendem Kinn läuft er in die Küche und kocht sich auf den Schreck hin erst mal eine Tasse Kaffee. Natürlich hat er wieder viel zu viel aufgebrüht, er greift nach dem alten Pullover, um die Kaffeekanne warm zu halten. Und was hört er? Piep, piep.
Erschrocken reißt er den Arm zurück und stößt dabei vor Schreck mit dem Ellenbogen die Kaffeekanne um, der Kaffee fließt quer über den Tisch. Verflixt, den muss er aufwischen, bevor er auf den teuren Wohnzimmersessel tropft! Was wird sonst seine Frau dazu sagen! Er greift nach den Wischtüchern. Und was hört er? Piep, piep.
„Ich dreh noch durch!“ keucht der gute Mann. Er hetzt in den Flur, hebt den Mantel vom Boden auf, um in der Manteltasche nach dem Hausschlüssel zu suchen.
Und was hört er? Piep, piep.
Da lässt er auch den Mantel sausen, rennt ohne Schlüssel und Mantel aus dem Haus, klingelt Sturm bei mir, und als ich die Tür aufmache, keucht er: „Hilfe, Herr Nachbar, Hilfe! Bei mir piept’s!“
„Na und?“ sage ich darauf. „Das ist doch nichts Neues, dass es bei Ihnen piept.“
„Nein“, sagt der gute Mann, „So meine ich das nicht! Bei mir piept’s wirklich. Kommen Sie mit und überzeugen Sie sich selbst.“
Na gut, ich hatte mich vom Nachbarn breitschlagen lassen, ihm ins Haus zu folgen, um mir das seltsame Piepen anzuhören. Er führte mich ins Schlafzimmer, deutete auf den Haufen Socken in der Ecke: „Da, langen Sie mal rein, da drin piept es!“
Ich fasste zwischen die Socken, und was hörte man? Nichts!
„Komisch, komisch“, wunderte sich mein Nachbar, „wieso piept es plötzlich nicht mehr? Aber hier, zwischen den Nähsachen, da piept es ganz bestimmt.“
Ich griff hinein. Von wegen, kein Ton!
Der gute Mann verstand die Welt nicht mehr, eben hatte es doch noch überall gepiept! „Hier im Wattebeutel, da piept es hundertprozentig.“
Von wegen, kein Ton. Genauso wenig piepte es unter dem alten Pullover, zwischen den Wischtüchern oder in der Manteltasche.
Mein Nachbar schüttelte nur noch den Kopf. „Na so was! Bei mir piept es ja gar nicht mehr.“
„Da machen sie sich mal nichts vor!“ lachte ich. „Ich fürchte, bei Ihnen piept es ganz gewaltig.“
Zwei Tage später traf ich zufällig den Bauern, der hinter unserer Siedlung seinen Hof hat. Und was erzählte der mir? Dass ihm plötzlich sechs kleine Küken zugelaufen sind und jetzt mit seiner Glucke durch den Hof wackeln. „Weiß der Himmel, wo die hergekommen sind,“ lachte der Bauer, „aber mir soll’s recht sein. Das gibt einmal gute Legehühner.“
Ich sagte nichts weiter, aber ich konnte mir zusammenreimen, woher die Küken stammten: Sie müssen, während mein Nachbar bei mir klingelte, aus ihren Verstecken gekrochen sein.
Wisst ihr noch, aus welchen Verstecken sie kamen?
Aus dem Sockenhaufen, aus dem Nähkasten, aus dem Wattebeutel, aus dem alten Pullover, aus den Wischtüchern und der Manteltasche.
Danach sind sie wohl durch die offene Haustür rausgelaufen und wieder hatten sie riesiges Glück, dass es bei uns quer übers Feld noch einen Bauernhof gibt. Wahrscheinlich hörten sie schon von weitem die Henne gackern, liefen dem Gegacker nach und schlüpften unter ihre Fittiche.
Ihr könnt euch vorstellen, wie glücklich sie waren, dass sie schließlich endlich doch noch Küken geworden waren, wie sie sich das so lange erträumt hatten.
In etwas anderer Fassung erschien diese Geschichte in: Johannes Merkel, Ich kann euch was erzählen. Spielgeschichten, Rotfuchs 292, Rowohltverlag Reinbek 1981.
Zeichnung Dieter MalzacherDas Ruckeln der Eier in der Eierschachtel imitieren die Erzählenden durch kurzes seitliches Rücken. Das Rollen der Eier in ihre Verstecke bildet eine kreisende Handbewegung nach. Wenn die Eier ihre warmen Plätze suchen, kann man bei jedem Platz ein Kind anspielen, indem man das Ei auf es zurollen lässt. Die gleichen Kinder werden dann wieder angespielt, wenn die Eier geschlüpft sind.
Ehe die Erzählenden die geschlüpften Küken piepen lassen, warten sie etwas ab, ob das angespielte Kind nicht von sich aus damit loslegt. Meist werden die übrigen Kinder dann im Chor mitpiepen. Auch wenn der gute Mann seinem Nachbarn die piependen Gegenstände vorführen möchte, werden die gleichen Kinder wieder angespielt. Hier piepen manche Kinder wieder fröhlich drauf los und man muss dann deutlich machen, dass die ausgeschlüpften Küken ja längst verschwunden sind.