1.
Wie heißt euer Hund? Oder falls ihr keinen Hund habt, wie würdet ihr ihn nennen, wenn ihr morgen einen Hund geschenkt bekämt?
Na schön, ihr hättet gleich einen Namen parat, anders als unser Herr Meier. Herrn Meiers Schwester hatte sich gedacht, ein Tier, das ihm Gesellschaft leistete, würde ihm gut tun, und deshalb hatte sie ihm zum Geburtstag einen Hund verehrt. Das war lieb gemeint, aber unseren Herrn Meier stürzte es in große Probleme.
Wie sollte er das gute Tier nur nennen? So viel war klar: Sein Hund sollte keinen Allerweltsnamen kriegen. „Wenn du nach einem Hund rufst, der ‚Waldi‘ oder ‚Bello‘ heißt, dann kommen gleich drei Hunde angelaufen.“ Herrn Meiers Hund sollte einen einmaligen und unverwechselbaren Namen bekommen. Aber welchen? Herr Meier zerbrach sich den Kopf, wie er das Hundchen nennen sollte. Ihm fielen 1000 Hundenamen ein, aber keiner war einmalig und unverwechselbar genug. Schließlich sagte er sich: „Was quäle ich mich ab? Ganz einfach! Ich gehe jetzt auf die Straße raus und nenne ihn nach dem Erstbesten, der mir begegnet.“
Er dachte natürlich, dass ihm vielleicht sein Nachbar Mühlenschmidt begegnen würde, dann würde der Hund eben Mühlenschmidt heißen. Oder dass ihm seine Nachbarin Frau Kesselbauch entgegenkäme, dann würde der Hund eben Kesselbauch heißen.
Aber was glaubt ihr, kam ihm entgegen? Eine Kuh! Tatsächlich kam ihm eine Kuh entgegen, die aus ihrer Weide ausgebrochen war. Was blieb ihm da anderes übrig als seinen Hund „Kuh“ zu nennen?
2.
Wenn ihr einen Hund habt, dann wisst ihr sicher, dass man dafür auch Hundesteuer zahlen muss. Zum Beweis, dass die Steuer gezahlt ist, kriegt der Hund dann auch eine Hundemarke.
Deswegen ging unser Herr Meier am nächsten Morgen aufs Steueramt, um seinen Hund anzumelden.
„Wie heißt denn das Tierchen?“ fragte ihn eine Angestellte.
„Kuh,“ antwortete Meier.
„Da sind Sie hier an der falschen Adresse. Für eine Kuh brauchen Sie keine Hundmarke.“
„Um so besser“, dachte Meier und ging in eine Tierfutterhandlung, um Hundefutter kaufen.
„Sie meinen für eine Kuh?“ fragte der Verkäufer und verkaufte dem guten Herrn Meier ein Bündel Heu. Meier staunte nicht schlecht, aber er dachte sich: „In der Tierfutterhandlung werden sie schon wissen, was einem Hund schmeckt.“
Am nächsten Tag hatte der Hund von dem Heu keinen einzigen Halm gefressen, aber auf dem Heu lagen plötzlich drei junge Hunde, ein Weibchen und zwei Männchen. Was der gute Meier nicht wusste: Sein Hund Kuh trug Nachwuchs im Bauch, und die hatte er über Nacht geboren.
„Gleich drei auf einmal!“ stöhnte Meier. Sollte er sich jetzt den Kopf gleich drei Mal zerbrechen, wie die drei Welpen heißen sollten? Da hatte er plötzlich eine fabelhafte Idee. „Ich werde sie nach ihrer Mutter nennen,“ dachte er sich. Und schon fielen ihm drei einmalige und unverwechselbare Namen ein.
Den weiblichen Welpen nannte er „Kuhmilch“, die beiden männlichen „Kuhfladen“ und „Kuhschwanz“.
3.
Drei Wochen später hatte unser Herr Meier ein befreundetes Ehepaar zu Besuch. Sie übernachteten bei ihm, wachten aber mitten in der Nacht von seltsamen Geräuschen auf.
Am nächsten Morgen fragte der Ehemann: „Ich hörte in der Nacht tapp tapp tapp auf der alten Holztreppe. Was kann das denn gewesen sein?“
„Ach,“ antwortete unser Herr Meier, „das war nur meine Kuhmilch, die ist die Treppe hinaufgelaufen.“
Und die Ehefrau fragte: „Und ich hörte ein Jaulen und dann ein dumpfes Geräusch, als ob ein Sack auf den Boden fällt. Was kann das denn gewesen sein?“
„Nichts Besonderes,“ meinte Meier, „das war nur mein Kuhfladen. Der sprang vom Schrank und plumpste in mein Bett.“
„Ja aber gegen Morgen, dieses Scheppern und Splittern,“ fragte der Ehemann weiter. „Was kann das denn gewesen sein?“
„Ach,“ antwortete Meier. „Das war nur mein Kuhschwanz. Der jagte des Nachbars Katze, die durchs Küchenfenster eingestiegen war, und warf dabei einen Stapel Teller aus dem Küchenschrank.“
Ich weiß nicht, wie die beiden Meiers Antworten fanden, jedenfalls haben sie seitdem unsern Herrn Meier nicht mehr besucht.
4.
Als die Nachbarskinder mitbekamen, dass unser Herr Meier junge Hunde hatte, kamen sie vorbei, um sie anzuschauen.
Ein Mädchen nahm Kuhfladen in den Arm, streichelte ihn und dabei fragte sie, wie das Hundchen heißt. Als sie den Namen hörte, schrie sie: „Igittigitt!“ packte den Hund und warf ihn von sich.
Ihr kleiner Bruder war aus Versehen Kuhmilch auf den Schwanz getreten. Da jaulte der junge Hund und rannte weg, der Junge lief hinter ihr her und wollte sie fangen. Aber als er sie nicht kriegte, warf er einen Stein nach ihr und traf sie auf den Rücken.
Und erst der ältere Bruder! Erst spielte er mit Kuhschwanz fangen. Aber als er hörte, wie der junge Hund heißt, grinste er gemein, griff sich den Hund und band ihn einer Kuh an den Schwanz. Kuhschwanz hatte Angst und jaulte, davon wurde die Kuh ganz verrückt und trat nach ihm.
Nein, wie diese Gören mit seinen lieben Hunden umsprangen! Das konnte sich unser Herr Meier doch nicht gefallen lassen! Darum beschwerte er sich bei den Eltern der Kinder.
Was glaubt ihr, was er den Eltern des Mädchens sagte?
„Ihre Tochter hat meinen Kuhfladen gegen eine Wand geworfen!“
Und was sagte er über den jüngeren Bruder?
„Ihr hoffnungsvoller Sprössling warf einen Stein nach meiner Kuhmilch.“
Und was meinte er über den älteren Bruder?
„Ihr ungeratener Sohn hat meinen Kuhschwanz an eine Kuh gebunden. Da hat die Kuh meinen Kuhschwanz getreten.
“Was meint ihr, was die Eltern Herrn Meier antworteten?
5.
Am nächsten Tag ging unser Herr Meier mit seinen vier Hunden spazieren. Da kam ihm ein Spaziergänger entgegen, schaute die Hunde an und meinte: „Nein, was sind die niedlich! Wie heißen sie denn?“
„Die Alte heißt Kuh, dieser Welpe heißt Kuhmilch, der zweite Kuhfladen und der dritte Kuhschwanz.“
„So ein Blödsinn!“ knurrte der Spaziergänger. „Sie können doch einen Hund nicht Kuh nennen!“
Da kam er aber bei Meier an den Richtigen! „Was geht Sie das an, wie ich meine Hunde nenne!“ schimpfte er.
Die Welpen merkten, dass ihr Herrchen sich über den Spaziergänger ärgerte und kläfften ihn an. Der Spaziergänger bekam es mit der Angst und lief weg, aber die Hunde liefen hinter ihm her und einer biss ihn sogar in die Wade.
Da ging der Spaziergänger zur Polizei, um den Hundehalter anzuzeigen. Er zeigte seine blutende Wade.
„Wie ist denn das passiert?“ fragte die Polizei.
Was erklärte der gute Mann der Polizei?
„Mir kam ein Kerl entgegen, der behauptete, sein Hund wäre eine Kuh. So ein Blödsinn! sagte ich. Da hetzte er die jungen Hunde auf mich. Der Kuhfladen knurrte und bellte, aber ich lief weg. Da verfolgte mich die Kuhmilch und der Kuhschwanz hat mich ins Bein gebissen.
“Was glaubt ihr, machte da die Polizei mit dem Mann und seiner Anzeige?
6.
Ihr müsst zugeben, Herrn Meiers Hunde hatten wirklich ganz und gar einmalige und unverwechselbare Namen. Aber gerade deswegen gab es auch ständig diese seltsamen Verwechslungen.
Die Schwester hat deshalb Herrn Meier geraten, seine Hunde doch einfach umzutaufen, z.B. in Bello oder Waldi. Aber damit war sie bei Meier an den Falschen geraten. Er weigerte sich strikt, seinen Hunden andere Namen zu geben. Und weil er diese Hunde noch immer hat, glaube ich, dass es sicher noch mehr solcher Verwechslungen geben wird.
Was wird ihm mit diesen einmaligen und unverwechselbaren Hundenamen noch alles passieri sein?
Zeichnung Horst Rudolph
Die Geschichte greift eine unter Kindern beliebte Art von Witzen auf, die auf der Verwechslung von Namen und Handlung beruhen.
Diese sich wiederholten Verwechslungen lassen sich auf zwei oder drei Episoden verkürzen. Man kann dann nachfragen, ob den Kindern dazu weitere Verwechslungen einfallen. Und falls kaum Vorschläge kommen, sie aber davon gerne noch mehr hören wollen, benutzt man die in den weiteren Episoden vorgeschlagenen Verwechslungen.