Bauer Klaus hatte sich eine neue Kuh gekauft, aber was er nicht ahnte: Es war eine Kuh, die immer aus der Reihe tanzte. Das aber bemerkte er erst, als er die neue Kuh auf die Kuhweide brachte.
Kaum hatte er sie nämlich auf die Weide gebracht, hörte sie nebenan auf der Pferdekoppel ein Pferd wiehern. Hihihihi. Sie dachte sich: Mal sehen, ob ich das auch kann! Und was musste Bauer Klaus gleich darauf hören? Die neue Kuh stand auf der Weide und machte: Hihihihi.
„Na sowas!“ staunte Bauer Klaus. „Wenn sie wiehert , dann ist meine Kuh gar keine Kuh, sondern in Wirklichkeit – ein Pferd.“ Und was machte er? Er brachte seine neue Kuh zu den Pferden auf die Pferdekoppel.
Aber was hörte er, als er am nächsten Morgen an der Pferdekoppel vorbeikam? Da stand die Kuh, die immer aus der Reihe tanzte, und machte: Bäh Bäh Bäh.
„Na sowas!“ staunte Bauer Klaus. „Wenn sie blökt, dann ist meine neue Kuh gar keine Kuh und auch kein Pferd, sondern in Wirklichkeit – ein Schaf.“ Und was machte er mit der neuen Kuh? Er brachte sie auf die Schafweide.
Aber was hörte er, als er am nächsten Morgen an der Schafweide vorbeikam? Da stand die Kuh, die immer aus der Reihe tanzte, und machte: Meck Meck Meck.
„Na sowas!“ staunte Bauer Klaus. „Wenn sie meckert, dann ist meine neue Kuh gar keine Kuh und kein Pferd und auch kein Schaf, sondern in Wirklichkeit – eine Ziege.“ Und was machte er mit der neuen Kuh? Er brachte sie in den Ziegenstall.
Was glaubt ihr, hörte Bauer Klaus am nächsten Tag?
Grunz grunz grunz.
„Wenn sie grunzt, ist meine neue Kuh keine Kuh und kein Pferd und kein Schaf und auch keine Ziege, sondern in Wirklichkeit ein – Schwein.“
Bauer Klaus bringt sie in den Schweinestall.
Wau wau wau.
„Wenn sie bellt, ist meine Kuh keine Kuh und kein Pferd und kein Schaf und keine Ziege und auch kein Schwein, sondern ist in Wirklichkeit ein – Hund.“
Bauer Klaus bringt sie in die Hundehütte.
Miau Miau Miau.
„Wenn sie miaut, ist meine Kuh keine Kuh und kein Pferd und kein Schaf und keine Ziege und kein Schwein und auch kein Hund sein, sondern ist in Wirklichkeit eine – Katze.“
Bauer Klaus bringt sie in die Scheune.
Kickeriki.
„Wenn sie Kickeriki ruft, ist meine Kuh keine Kuh und kein Pferd und kein Schaf und keine Ziege und kein Schwein und kein Hund und auch keine Katze, sondern ist in Wirklichkeit ein – Hahn.“
Bauer Klaus bringt sie in den Hühnerstall.
Und wie ging das schließlich aus mit der Kuh von Bauer Klaus, die immer aus der Reihe tanzte?
Schluss 1:
Am Abend drückte die neue Kuh die Milch in ihrem vollen Euter. Und was rief da die Kuh, die keine Kuh sein wollte? Das Gleiche wie die andern Kühe, die das volle Euter drückte. Muh Muh Muh.
Und Bauer Klaus brachte sie in den Melkstand und melkte die neue Kuh mit den anderen Kühen.
Schluss 2:
Was musste Bauer Klaus hören, als er am nächsten Morgen (am Stall des letzten Tieres) vorbeikam?
Abwarten, was Kinder vorschlagen
„Ach was!“ meinte Bauer Klaus. „Soll sie meinetwegen doch rufen, wozu sie Lust hat! Wenn sie am Abend Milch gibt, soll sie von mir aus:
Die Tiere und die Verben für ihre Rufe mit den Kindern wiederholen, dabei nach den Verben eine Pause machen, damit die Kinder die Tiere nennen können.
wiehern – wie ein Pferd, blöken – wie ein Schaf, meckern – wie eine Ziege, grunzen – wie ein Schwein, bellen – wie ein Hund, miauen – wie eine Katze oder gackern – wie ein Huhn.
Man kann aber auch umgekehrt die Tiere zuerst nennen, dann abwarten, bis die Zuhörer das passende Verb äußern
wie ein Pferd – wiehern, wie ein Schaf – blöken, wie eine Ziege – meckern, wie ein Schwein – grunzen, wie ein Hund bellen, wie eine Katze – miauen oder wie ein Huhn – gackern.
Schluss 3:
Wenn die Kuh von Bauer Klaus bellt wie ein Hund oder miaut wie eine Katze, kann er sie auch ins Haus holen.
Weil seine neue Kuh miaute wie eine Katze (oder belllte wie ein Hund), brachte sie Bauer Klaus in seine gute Stube.
Was machte da die Kuh, die immer aus der Reihe tanzte?
Sie stand mitten in der Stube und ließ einen Kuhfladen fallen.
Da sagt sich Bauer Klaus: „Meine Kuh ist doch eine Kuh, denn kein Pferd, kein Schaf, (Die genannten Tiere wiederholen) lässt einen Kuhfladen fallen.“
Und er brachte sie wieder in den Kuhstall zurück zu den anderen Kühen.
Schluss 4:
Es endete damit, das sie eines Morgens wie eine Taube gurrte. Guckuruguh. Guckuruguh. „Über dem Vieh werd‘ ich noch verrückt“, denkt Bauer Klaus.
„Aber wenn sie gurrt wie eine Taube, ist meine Kuh keine Kuh und kein Pferd und kein (alle genannten Tiere aufzählen), sondern in Wirklichkeit eine Taube.“
Und gutmütig, wie er ist, schleppt er die Kuh über die enge Stiege hinauf in den Taubenschlag.
Das hätte er vielleicht doch lieber bleiben lassen. Denn was musste er sich am nächsten Morgen ansehen? Da stand die dicke Kuh oben auf den dünnen Anschlagbrettern des Taubenschlags. „Die fällt mir noch in den Hof und bricht sich alle Knochen!“ erschrickt der Bauer und wirft mit Steinchen nach ihr, um sie in den Taubenschlag zurückzuscheuchen. Aber was macht die Kuh, die immer aus der Reihe tanzte? Sie ruft Muh Muh Muh und fliegt davon.
Es scheint, dass der Kuh, die immer aus der Reihe tanzte, doch endlich das Richtige gefunden hat. Jedenfalls ist sie nie mehr zu Bauer Klaus zurückgekehrt. Wahrscheinlich fliegt sie immer noch nach Lust und Laune über den Himmel. Und falls ihr euch auf eine Wiese legt und in den Himmel schaut und seht dann eine ausgewachsene Kuh über den Himmel fliegen, dann muss das die Kuh von Bauer Klaus sein, die immer aus der Reihe tanzte.
Ursprünglich erschienen in: Johannes Merkel, Das Krokodil an der Ampel, Berlin 1988, S.67-69
Zeichnung von Dieter MalzacherDiese einfache Geschichte eignet sich gut dafür, die Zuhörer daran zu gewöhnen, sich am Erzählspiel zu beteiligen. Schon nach den ersten beiden Episoden kann der Erzählende jeweils abwarten, welche Vorschläge von den Zuhörenden kommen und darauf eingehen. Sie können dann jeweils gemeinsam laut wiederholt werden.
Diese einfache Geschichte eignet sich gut dafür, die Zuhörer daran zu gewöhnen, sich am Erzählspiel zu beteiligen. Schon nach den ersten beiden Episoden kann der Erzählende jeweils abwarten, welche Vorschläge von den Zuhörenden kommen und darauf eingehen. Sie können dann jeweils gemeinsam laut wiederholt werden.Die Zuhörer entscheiden, was Bauer Klaus hört, als er wieder an der Kuh vorbeikommt, die keine Kuh sein wollte. Die Tierlaute können dabei im Chor wiederholt werden.Die Aufzählung der Tiere in den Reden des Bauern Klaus folgt der Reihenfolge, die die Hörer vorgeschlagen haben.
Wenn die Rufe anderer Tiere als Haustiere gerufen werden, auch darauf eingehen: Wenn z.B. die Kuh piept wie ein Spatz, bringt sie Bauer Klaus unter den Baum, in dem die Spatzen sitzen.
Die Erzählenden sollte versuchen, sich die von den Zuhörenden vorgeschlagenen Rufe in der angegebenen Reihenfolge zu merken. Falls das schwer fällt, werden die Kinder, die sich das meist besser merken, nachhelfen.